Rauschend zur naechsten Etappe
Ein Rauschen geht durch die Luft, ein Dröhnen, dass das idyllische Bild des Frühstücks auf dem Bauernhof abschmeckt. Ein Krachen, was die Prise Realität hinzufügt, dem Gefühl der totalen Harmonie auf dem Land mit unseren Freunden. Es ist ein Kampfjet, der von Ramat David abfliegt, heute morgen ist es alle zehn Minuten einer, während wir am Kaffee nippen. Wir wissen nicht, wohin sie fliegen. Hey, ich schreibs ja nur reisserisch, damit es spass macht zu lesen! Also weiter...
Genauso rauscht es auch in unseren Köpfen, denn es war eine intensive Woche, voller Eindrücke und wunderschöner Momente der Gastfreundschaft. Es schlaucht aber auch ein wenig, sich auf so viele Menschen immer wieder einzulassen. Die Freude des Wiedersehens, die Geschichten des Lebens, die bis dahin erlebt wurden, na, und dann unsere Shows. Immer wieder einfühlsame Extravaganz, vor so verschiedenen Menschen. Ich will versuchen mit der Auswahl von Fotos einen Eindruck zu geben, wo wir waren und vor wem wir spielten.
Nach der kleinen Aufwärmung einer einzelnen Nummer in Kfar Yeshoua hatten wir die nächste Einlage im besagten Theater. Es war ein toller Auftritt, der einen angenehmen Beigeschmack bekam, als wir erfuhren, dass der Mensch, den wir auf die Bühne holten und die Weihnachtsmannmütze aufsetzten, der Bürgermeister ist.
Unsere Freundin Hanita hat dieses Theater neu eröffnet und uns zu dieser Gelegenheit mit anderen Künstler_innen die Gelegenheit gegeben dort aufzutreten.
Es wurde immer wieder beteuert, wie besonders dieser Moment ist, was diese Show den Menschen dort bedeutet. Ein Dorf, in dem in den letzten 30 Jahren wohl kaum ein öffentlicher Auftritt stattgefunden hat. Isoliert von kulturellen Angeboten, im politischen Streit, als Stadt arabischer Einwohner_innen zu Israel zu gehören oder an die Westbank übergeben zu werden wurden wenig Gedanken daran verschwendet, zu feiern. Und für uns ist eine willkommene Gelegenheit, unsere Nummer ein weiteres Mal auszuprobieren.
Ja, und es ist uns aufgefallen, dass wir wirklich oft hinfallen, während der Show. Immer und immer wieder üben wir das hinkrachen. Naja, es geht ja auch darum, sich in dieser Kultur fallen zu lassen, nicht war?
Am Sonntag dann versuchten wir zu unserem Freund Adnan im drusischen Bergstädtchen zu trampen, doch als uns niemand mitnehmen wollte entschieden wir uns doch für den Bus. Es war das typische Bild israelischer Überlandbusse: fast nur Soldaten, die nach Hause oder zur Arbeit fahren. Und manche von Ihnen tragen stolz ihre Maschinengewehre auf der Brust. Oder weniger stolz, weil sie die Gewehre immer tragen müssen. Da kein Platz mehr zum sitzen war setzte ich mich in den Flur, was ein wenig unangenehm war, da der Lauf des Soldaten neben mir ziemlich genau auf meine Brust gerichtet war. Mir blieb also nicht anderes übrig, als in die israelische Gewehrsicherungs-Technologie zu vertrauen.
Adnan hat uns wieder mal sehr herzlich empfangen. Er hat uns sein Haus gezeigt, mit uns gegessen und auch da kamen, wie wir ihn kennen einige dunklere Themen mit auf den Tisch. Über die (rechtlich verankerte) Diskriminierung der Araber_innen in Israel, die Korruption des Staates und der reichsten Menschen hier. Wie es scheint, schützt Israel einige Millionäre, die hier viel Geld in den Staat investieren, selbst wenn ein auslieferungsantrag Frankreichs besteht.
Die Ökonomie Israels ist, wie es auch neulich in die OECD aufgenommen wurde nach außen hin ganz hübsch, doch das ist viel mehr eine Fassade, die durch Statistikmanipulation geschaffen wird. Für mehr Infos dazu empfehle ich von Shir Hever des Alternative Information Center.
Wir spielten also unsere Show zum ersten Mal als Ganzes in Maghar und wärmten uns so schonmal für den Auftritt am Montag auf, der uns ein komplett anderes, sagen wir temperamentvolles Publikum versprach. Yaara, die Mutter eines Zirkuskindes auf Kfar Yeshoua arbeitet dort und hat uns diese Auftrittsmöglichkeit vermittelt.
Es ist eine Schule mit auffälligen Jugendlichen, die im normalisierten Schulsystem rausfallen und dort einen Platz zu finden suchten. Doch die Lehrer kämpfen mit den knappen staatlichen Zuwendungen, mit der Pädagogik und wir kämpften um unsere Ruhe, als wir uns vorbereiten wollten. Einmal auf der Bühne, war erstaunlich viel Faszination in der Luft, wir spürten den Respekt, der uns geschenkt wurde.
Den letzten Auftritt feierten wir dann auf der Farm. Uff.
Wir sind also voller Eindrücke, voller Humus und Kaffee und voller Hühnchen von netten Abendessen. Voller Naturbilder und Kuhgeruch, voller Lagerfeuer und Gitarrenklänge. Nur die Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation in Gaza fehlt ein wenig, da die Nachrichten hier so schwierig ankommen. Am Mittwoch entscheidet die Knesset wohl über einen größeren Einmarsch nach Gaza, wobei beim Libanonkrieg 64% der Gesellschaft für eine Invasion war. Was nach dieser schlechten Erfahrung und einigen Demonstrationen in Tel Aviv draus wird bleibt abzuwarten.
Jetzt fahren wir erstmal nach Jenin, und freuen uns dort auf die nächste Station. Anstatt etwa 30 km östlich über die Grenze zu fahren, müssen wir allerdings über Jerusalem fahren. Es klingt absurd, doch es liegt an der institutionalisierten Abschottung der Westbank. In dem Fall liegt es daran, dass alle Checkpoints, ausser dem in Jerusalem, privatisiert wurden und eine Bestätigung der Armee brauchen um uns durchzulassen. Das dauert natürlich Tage in den Mühlen der Bürokratie, weshalb wir jetzt doch Stunden lang nach Tel Aviv-Jerusalem-*CHECKPOINT*-Ramallah-Nablus-Jenin fahren müssen. Es ist also keine direkte Schickane, es ist systematisiert.
Bleibt die Frage, warum die Checkpoints privatisiert wurden... These 1: es gibt nicht mehr genug Soldaten. These 2: So unterliegen sie einem anderen Rechtssystem als die staatliche Armee, was ihnen mehr Freiheiten gibt. These 3: billiger als die Armee. Die Menschen, die dort arbeiten, sind allerdings eindeutig von der Armee ausgebildet worden, teilweise noch von der Armee und größtenteils aus Kampftruppen rekrutiert, wie uns gesagt wurde.
Und so rauschen wir über die Strassen zur nächsten Station...
Genauso rauscht es auch in unseren Köpfen, denn es war eine intensive Woche, voller Eindrücke und wunderschöner Momente der Gastfreundschaft. Es schlaucht aber auch ein wenig, sich auf so viele Menschen immer wieder einzulassen. Die Freude des Wiedersehens, die Geschichten des Lebens, die bis dahin erlebt wurden, na, und dann unsere Shows. Immer wieder einfühlsame Extravaganz, vor so verschiedenen Menschen. Ich will versuchen mit der Auswahl von Fotos einen Eindruck zu geben, wo wir waren und vor wem wir spielten.
Nach der kleinen Aufwärmung einer einzelnen Nummer in Kfar Yeshoua hatten wir die nächste Einlage im besagten Theater. Es war ein toller Auftritt, der einen angenehmen Beigeschmack bekam, als wir erfuhren, dass der Mensch, den wir auf die Bühne holten und die Weihnachtsmannmütze aufsetzten, der Bürgermeister ist.
Unsere Freundin Hanita hat dieses Theater neu eröffnet und uns zu dieser Gelegenheit mit anderen Künstler_innen die Gelegenheit gegeben dort aufzutreten.
Es wurde immer wieder beteuert, wie besonders dieser Moment ist, was diese Show den Menschen dort bedeutet. Ein Dorf, in dem in den letzten 30 Jahren wohl kaum ein öffentlicher Auftritt stattgefunden hat. Isoliert von kulturellen Angeboten, im politischen Streit, als Stadt arabischer Einwohner_innen zu Israel zu gehören oder an die Westbank übergeben zu werden wurden wenig Gedanken daran verschwendet, zu feiern. Und für uns ist eine willkommene Gelegenheit, unsere Nummer ein weiteres Mal auszuprobieren.
Ja, und es ist uns aufgefallen, dass wir wirklich oft hinfallen, während der Show. Immer und immer wieder üben wir das hinkrachen. Naja, es geht ja auch darum, sich in dieser Kultur fallen zu lassen, nicht war?
Am Sonntag dann versuchten wir zu unserem Freund Adnan im drusischen Bergstädtchen zu trampen, doch als uns niemand mitnehmen wollte entschieden wir uns doch für den Bus. Es war das typische Bild israelischer Überlandbusse: fast nur Soldaten, die nach Hause oder zur Arbeit fahren. Und manche von Ihnen tragen stolz ihre Maschinengewehre auf der Brust. Oder weniger stolz, weil sie die Gewehre immer tragen müssen. Da kein Platz mehr zum sitzen war setzte ich mich in den Flur, was ein wenig unangenehm war, da der Lauf des Soldaten neben mir ziemlich genau auf meine Brust gerichtet war. Mir blieb also nicht anderes übrig, als in die israelische Gewehrsicherungs-Technologie zu vertrauen.
Adnan hat uns wieder mal sehr herzlich empfangen. Er hat uns sein Haus gezeigt, mit uns gegessen und auch da kamen, wie wir ihn kennen einige dunklere Themen mit auf den Tisch. Über die (rechtlich verankerte) Diskriminierung der Araber_innen in Israel, die Korruption des Staates und der reichsten Menschen hier. Wie es scheint, schützt Israel einige Millionäre, die hier viel Geld in den Staat investieren, selbst wenn ein auslieferungsantrag Frankreichs besteht.
Die Ökonomie Israels ist, wie es auch neulich in die OECD aufgenommen wurde nach außen hin ganz hübsch, doch das ist viel mehr eine Fassade, die durch Statistikmanipulation geschaffen wird. Für mehr Infos dazu empfehle ich von Shir Hever des Alternative Information Center.
Wir spielten also unsere Show zum ersten Mal als Ganzes in Maghar und wärmten uns so schonmal für den Auftritt am Montag auf, der uns ein komplett anderes, sagen wir temperamentvolles Publikum versprach. Yaara, die Mutter eines Zirkuskindes auf Kfar Yeshoua arbeitet dort und hat uns diese Auftrittsmöglichkeit vermittelt.
Es ist eine Schule mit auffälligen Jugendlichen, die im normalisierten Schulsystem rausfallen und dort einen Platz zu finden suchten. Doch die Lehrer kämpfen mit den knappen staatlichen Zuwendungen, mit der Pädagogik und wir kämpften um unsere Ruhe, als wir uns vorbereiten wollten. Einmal auf der Bühne, war erstaunlich viel Faszination in der Luft, wir spürten den Respekt, der uns geschenkt wurde.
Den letzten Auftritt feierten wir dann auf der Farm. Uff.
Wir sind also voller Eindrücke, voller Humus und Kaffee und voller Hühnchen von netten Abendessen. Voller Naturbilder und Kuhgeruch, voller Lagerfeuer und Gitarrenklänge. Nur die Auseinandersetzung mit der aktuellen Situation in Gaza fehlt ein wenig, da die Nachrichten hier so schwierig ankommen. Am Mittwoch entscheidet die Knesset wohl über einen größeren Einmarsch nach Gaza, wobei beim Libanonkrieg 64% der Gesellschaft für eine Invasion war. Was nach dieser schlechten Erfahrung und einigen Demonstrationen in Tel Aviv draus wird bleibt abzuwarten.
Jetzt fahren wir erstmal nach Jenin, und freuen uns dort auf die nächste Station. Anstatt etwa 30 km östlich über die Grenze zu fahren, müssen wir allerdings über Jerusalem fahren. Es klingt absurd, doch es liegt an der institutionalisierten Abschottung der Westbank. In dem Fall liegt es daran, dass alle Checkpoints, ausser dem in Jerusalem, privatisiert wurden und eine Bestätigung der Armee brauchen um uns durchzulassen. Das dauert natürlich Tage in den Mühlen der Bürokratie, weshalb wir jetzt doch Stunden lang nach Tel Aviv-Jerusalem-*CHECKPOINT*-Ramallah-Nablus-Jenin fahren müssen. Es ist also keine direkte Schickane, es ist systematisiert.
Bleibt die Frage, warum die Checkpoints privatisiert wurden... These 1: es gibt nicht mehr genug Soldaten. These 2: So unterliegen sie einem anderen Rechtssystem als die staatliche Armee, was ihnen mehr Freiheiten gibt. These 3: billiger als die Armee. Die Menschen, die dort arbeiten, sind allerdings eindeutig von der Armee ausgebildet worden, teilweise noch von der Armee und größtenteils aus Kampftruppen rekrutiert, wie uns gesagt wurde.
Und so rauschen wir über die Strassen zur nächsten Station...
circolibre - 5. Mär 2008, 14:38